Mir persönlich fiel es gar nicht so leicht, die Kontaktbeschränkungen „zu leben“. Am Telefon und auch in Videokonferenz ließ sich natürlich Vieles besprechen – aber der persönliche Kontakt miti anderen hat mir wirklich gefehlt. Mir ist dabei einmal mehr bewusst geworden, wir stark wir Menschen auf ein Miteinander hin geschaffen sind. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“, so sagt es Gott schon ganz am Anfang in der Bibel und das haben wir in den letzten Wochen manchmal auch schmerzhaft erfahren. Es tut uns gut zusammenzusein, einen persönlichen Austausch zu haben, uns zu sehen, Freunde in den Arm nehmen zu können und echte Gemeinschat zu bilden.
Nun feiern wir am kommenden Wochenende das Pfingstfest. Pfingsten ist das Fest einer ganz besonderen Gemeinschaft – oder vielleicht noch besser ausgedrückt: Einer doppelten Gemeinschaft.
Das Erste: Gott selbst will Gemeinschaft mit uns haben. Er kommt durch den Heiligen Geist zu seinen Freunden, zu seinen Jüngern und Nachfolgern. Er kommt jedoch nicht nur zu ihnen – er erfüllt sie. Der Heilige Geist erfüllt die Jünger Jesu aber nicht wie man ein Glas mit Wasser füllt, so dass man den Füllpegel messen kann. Sondern eher so, wie der Wind in ein Segel bläst, das Segel füllt und damit das Schiff in Bewegung bringt. Auf diese Weise erfüllt der Heilige Geist die Menschen die mit Jesus unterwegs sind und bewegt sie zu den Zielen hin, die Gott mit ihnen erreichen möchte.
Gott sitzt also nicht irgendwo abgehoben weit weg im Himmel, sondern Gott wirkt in Menschen und durch Menschen. Wer sein Leben Jesus anvertraut der entdeckt, Gott ist da – mitten im Leben! Und er kann mich in seinem Dienst gebrauchen.
Pfingsten erinnern aber auch an eine zweite Gemeinschaft: An den Geburtstag der Kirche. Gottes Geist zieht nicht nur beim Menschen ein, sondern führt sie auch in eine neue Gemeinschaft untereinander. Ganz unterschiedliche Typen aus unterschiedlichen Kulturen mit unterschiedlichen Sprachen – weltweit. Diese Gemeinschaft ist nicht immer „ruckelfrei“, auch nicht bei uns auf der Hensoltshöhe. Aber der Heilige Geist hilft uns dabei, Unterschiede auszuhalten und immer wieder die gemeinsame Mitte zu suchen. Das gilt auch dann, wenn uns Virenschutzmaßnahmen auf Abstand halten. Als Christen gehören wir zusammen, weil wir den gleichen Vater im Himmel haben, weil wir durch den gleichen Jesus erlöst sind, weil wir durch den gleichen Geist bewegt werden. Ich finde, dass ist eine faszinierende Perspektive. Gott will Gemeinschaft mit uns haben – und auch mit Ihnen! Und er verbindet uns zu einer neuen Gemeinschaft mit weltweitem Horizont und in lokaler Verantwortung.
Die Corona-Schutzmaßnahmen werden uns sicher noch eine ganze Zeit beschäftigen. Unser Miteinander bleibt eingeschränkt. Aber die Verbindung des Glaubens hält trotzdem. Darum lade ich Sie herzlich ein, diese gute Nachricht von Pfingsten auch für sich persönlich in Anspruch zu nehmen. Am besten in einem Gottesdienst zu Pfingsten. Im Internet oder persönlich, im Geistlichen Zentrum der Stiftung Hensoltshöhe oder anderswo.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und wünschen Ihnen ein frohes und gesegnetes Pfingstfest!
Pfr. Dr. Wolfgang Becker
Vorstand der Stiftung Hensoltshöhe